SV Meppen: Interview mit Hassan Amin
"Das fehlende Glück müssen wir uns erarbeiten."
Anlaufzeit benötigte Hassan Amin in Meppen keine: Im Sommer von Waldhof Mannheim gekommen stand er in zwölf von 13 Spielen in der Startelf und überzeugte dabei meist sowohl defensiv als auch mit dem nötigen Esprit in der Offensive. Im Interview mit Liga-Drei.de spricht der 27-Jährige über Begegnungen mit den Fans, die kommende Partie in Halle sowie seine Nationalmannschafts-Karriere.
Herr Amin, aus der Regionalliga gekommen wurden Sie sofort Stammspieler in Meppen. Sind Sie selbst überrascht, wie gut es für Sie beim SVM läuft?
Hassan Amin: „Es freut mich, dass ich abgesehen von einem Spiel gegen Wehen Wiesbaden alle gemacht habe. Das ist nicht selbstverständlich und deswegen bin ich umso glücklicher, dass es so klappt. Ich versuche einfach, das Vertrauen des Trainers mit guten Leistungen zurückzuzahlen.“
Meppen steht oft für Einsatzwillen und Kampfgeist. Wie sehr kommt Ihnen diese Mentalität entgegen?
Amin: „Diese Mentalität kenne ich schon aus Mannheim, da war es ähnlich. Deswegen hat sich dahingehend für mich nicht viel verändert. Wir kommen aber nicht nur über diese Tugenden, sondern spielen auch guten Fußball. Beides vereint macht auf jeden Fall Spaß.“
Das Publikum in Meppen ist sehr fußballbegeistert. Was bekommen Sie davon auf dem Platz oder auch in der Stadt mit?
Amin: „Meppen ist keine Großstadt, deswegen läuft man dem ein oder anderen Fan auch öfter über den Weg. Man wird oft auf die Spiele angesprochen und gepusht. Die Fans peitschen uns meistens ja auch auf dem Platz nach vorne. Das brauchen wir. Ohne die Fans, gerade wenn es mal nicht so läuft, geht es nicht. Das ist kein Gelaber, sondern Fakt. Wir sind alle sehr dankbar für unsere Fans und wissen es zu schätzen, was sie besonders bei Auswärtsspielen auf sich nehmen, um uns zu unterstützen.“
Der Saisonstart des SV Meppen war mau, vor dem Spiel gegen Braunschweig passte Trainer Christian Neidhart die Spielweise der Mannschaft etwas an. Wie wichtig war dies, um der Mannschaft Sicherheit zu geben?
Amin: „Wie schon gesagt: Wir spielen guten Fußball, die Partien gegen Rostock und Wehen Wiesbaden vielleicht mal ausgenommen. Lediglich die Tore haben oft gefehlt. Hinten haben wir uns etwas blöd angestellt, das wird in der dritten Liga knallhart bestraft.
Der Trainer hat dann umgestellt, sodass wir nicht mehr in Schönheit sterben sollten. Das hat uns geholfen. Trotzdem müssen wir gucken, dass wir nicht so einfache Gegentore kassieren und vorne die Chancen in Zählbares ummünzen. Das fehlende Glück müssen wir uns erarbeiten.“
Mit Nick Proschwitz kam ein Stürmer, der genau dieses Problem der mangelhaften Chancenverwertung beheben könnte. Wie nehmen Sie ihn im Training und im Umgang wahr?
Amin: „Man merkt, dass er höher gespielt hat. Auch durch sein Auftreten, er hat eine gewisse Ausstrahlung. Er hat jetzt in der Liga und im Pokal zweimal in Folge getroffen und ich bin zuversichtlich, dass er uns auch in dieser Situation weiterhelfen kann.“
Am Sonntag geht es nun zum Halleschen FC, der zuhause erst fünf Gegentor kassierte. Was erwarten Sie beim HFC?
Amin: „Wie jedes Spiel in der Liga wird es hart umkämpft sein. Wir müssen gucken, dass wir wieder gut stehen und aus einer kompakten Defensive heraus immer wieder Nadelstiche setzen. Unsere Torchancen müssen wir diesmal nutzen, um etwas Zählbares aus Halle mitzunehmen.“
Mit Marvin Ajani kommt ein drittligaerfahrener Akteur über Ihre linke Abwehrseite. Wie bereiten Sie sich auf ihn vor?
Amin: „Wir haben einen Videoanalysten, der uns auf die Spieler vorbereitet. Die vergangene Woche war nicht so viel Zeit, um auf Halle einzugehen, da wir uns auch auf das Pokalspiel am Mittwoch vorbereiten mussten. Wie wir uns konkret auf Halle einstellen, möchte ich hier natürlich nicht verraten.“
Nach der folgenden Partie gegen den KSC ist erneut Länderspielpause. Sie sind Nationalspieler Afghanistans. Geht es für Sie auch auf Reisen?
Amin: „Ja, wir haben ein Trainingslager in der Türkei. Ursprünglich sollten wir in Tadschikistan spielen, allerdings wurde das aus unterschiedlichen Gründen abgesagt. In der Türkei bestreiten wir dann auch ein Testspiel.“
Was haben Sie denn bei der Nationalmannschaft gelernt, das Ihnen als Fußballer, aber auch als Mensch hilft?
Amin: „Wir sind fast ausschließlich im asiatischen Raum unterwegs. Der Fußball ist dort etwas anders, dreckiger. Heftig auf Fair Play wird dort nicht gesetzt. Wenn der Gegner in Führung geht, wird zum Beispiel auf Zeit gespielt, sich fallen gelassen. Spielerisch ist das Niveau allerdings gut, die Spieler sind flink und läuferisch stark. Taktisch müssen sie aber noch aufholen.
Menschlich gesehen: Asien ist eine andere Welt. Es ist krass, wie sehr sich der asiatische Raum vom europäischen unterscheidet. Das hätte ich so nicht für möglich gehalten. Afghanistan ist dann nochmal eine andere Hausnummer. Es herrscht noch ziemlich viel Unruhe und Perspektivlosigkeit. Deswegen hat es mich auf menschlicher Ebene enorm weitergebracht, für die Nationalmannschaft aufzulaufen. Ich weiß es viel mehr zu schätzen, was man hier in Deutschland oder in Europa allgemein hat.“
In vier Jahren findet die Weltmeisterschaft möglicherweise schon mit 48 Teams statt. Ist das für Sie mit Afghanistan ein Thema?
Amin: „Wir sind noch in der Entwicklungsphase. Es gibt hier keine Akademien oder Nachwuchsleistungszentren, stattdessen hat das Land ganz andere Probleme. Es fehlt an den Grundlagen und damit meine ich nicht den Fußball.
Wir Spieler aus Europa sind die erste Generation, die von klein auf mit Fußball angefangen hat. Von daher brauchen wir noch etwas Zeit, bis sich mehr entwickelt. Deshalb ist die kommende Weltmeisterschaft für uns utopisch, denke ich, aber man weiß ja nie, was noch kommt.“
Herr Amin, vielen Dank für das Gespräch!
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