Chapeau, Sven Müller

Die besondere Leistung des 12. & 13.Spieltags

Autor: Luis Hagen Veröffentlicht: Dienstag, 01.12.2020 | 07:30
Sven Müller vom HFC

Sven Müller ist nun auch beim Coaching seiner Abwehrkollegen auffällig und erfolgreich. ©imago images/Eibner

Die Beschreibung der sportlichen Entwicklung des Sven Müller ist eine Geschichte, die ihn zum Stellvertreter macht. Zu einer Doublette für zahllose Kollegen. Sie sind stets höchst talentiert, mit den notwendigen körperlichen Vorzügen ausgestattet und in allen Facetten so perfekt ausgebildet. Eigentlich hätten sie sich also das Vertrauen ihrer Trainer allemal verdient.

Doch meist trügt der Schein. Denn es geht um die Torhüter. Um die jungen Torhüter aus den Ausbildungs-Akademien der großen Klubs. Diese Torhüter bringen fast alles mit in diesen Konkurrenzkampf. Doch eine besonders bedeutende Anerkennung existiert indes nicht: Sie haben keine Match-Erfahrung mit den Anforderungen des erstklassigen Angriffsfußballs ihrer Gegner.

Mindestens einer, doch zumeist gar zwei ihrer Kollegen sind mit einer solchen Routine ausgestattet und steht dieser Generation der Zwanzigjährigen überall im Weg: In Leipzig, in Hoffenheim, in Bremen oder wie bei Sven Müller beim 1.FC Köln.

Der Teufelskreis der jungen Torhüter ohne Match-Erfahrung

Boris Schommers war als Ausbildungstrainer beim 1.FC Köln aktiv und dabei hat er Sven Müller zwei Jahre lang im Training und im Match erleben können.

Er erklärt Müllers Dilemma im Gespräch mit Liga-Drei.de so: „Timo Horn und der 1.FC Köln – das steht wie eine Verbindung auf Lebenszeit. Da ist kein Vorbeikommen absehbar. Und so droht eine Art Teufelskreis: Wer nicht spielt, kann nicht beweisen, dass er gut genug oder sogar besser ist. Schlimmer noch: Bei Torhütern ohne Matchpraxis erleben wir häufig, dass Rhythmus, Timing und Selbstvertrauen abhandenkommen.“

Was bleibt ist die Flucht. Bevorzugt in die 2. Bundesliga. Doch auch dort greift in dieser Position längst derselbe Mechanismus. Auch dort gilt die Besetzung des Torhüters im Teenageralter als zu großes Risiko.

Konkurrenz in Karlsruhe traf ihn wie ein Keulenschlag

Sven Müller hat diese Erfahrung beim Karlsruher SC gemacht: Statt nach Uphoffs Karrieresprung zum SC Freiburg auf Müller zu setzen, geriet dort auch in diesem Sommer die mangelnde Erfahrung zur unüberwindbaren Blockade: Denn Gersbeck blieb und Kuster kam neu aus Mattersburg.

Wie ein Keulenschlag mag diese Maßnahme der KSC-Entscheider Müller getroffen haben. Also brauchte es einen neuen Ausweg. Die aktuelle Lösung heißt für Profis wie Sven Müller: Ausfahrt, 3.Liga! Als beim Halleschen FC Ende August das Gefühl reifte, die Torhüterposition mit mehr Strahlkraft und ganzheitlicher Präsenz ergänzen zu wollen, hat Müller in Karlsruhe seine Trainingstasche gepackt.

Nicht einmal für eine Sekunde hat Sven Müller dabei Scham empfunden, sich beim HFC auf Herz und Nieren checken und testen zu lassen. Und in keinem Augenblick ist er auf die Idee gekommen, daran zu erinnern, dass er beim 1.FC Köln einmal im Fußball-Oberhaus für Timo Horn zum Zuge gekommen ist. Und dabei maßgeblich mitgeholfen hat, in Wolfsburg ein 0:0 zu erhalten und so zu einem Punktgewinn beizutragen.

über HFC-Torhüter Sven Müller
„ Sven besitzt starke Reflexe und ist ein guter Fußballer ”
Boris Schommers

Das war Kontrastprogramm pur zum aktuellen Geschehen: Vor 30.000 Zuschauern in der VW-Arena unbezwingbar zu sein gegen Offensiv-Kapazitäten wie Gomez, Draxler oder Didavi, war durchaus geeignet für einen Durchbruch in den großen Fußball. Doch das Ereignis blieb eine schöne Episode. Mehr nicht. Sven Müller weiß das.

Nach diesem Test in Halle sind Müller und der HFC schnell übereingekommen, dass sie es miteinander angehen wollen. Was Müller bei solchen Leistungsprüfungen in die Waagschale zu werfen versteht, beschreibt Boris Schommers so:

„Sven kennt seit seinem achten Lebensjahr das spezielle Pensum des Torwarttrainings, hat es beim FC insgesamt 14 Jahre lang jede Woche mehrmals erlebt und durchlebt. Er besitzt starke Reflexe auf der Linie, ist ein guter Fußballer mit sauberem Pass- und Flugballspiel. Somit ist bei ihm jede Übung in allen Details konditioniert. Hier kann er nicht durchfallen.“

Boris Schommers.

Boris Schommers kennt Sven Müller aus gemeinsamen Zeiten in Köln. ©imago images/Zink

Das Problem, vor dem nun auch in Halle das Trainerteam um Florian Schnorrenberg stand, war jedoch auch hier die Frage nach dem Defizit an Spielpraxis. Wie groß ist das Risiko, dass Müller nicht die erhoffte Verstärkung sein wird?

Fast drei Monate später fällt die Antwort komplett positiv aus. Voller Überzeugung hat Schnorrenberg in dieser Englischen Woche nach zwei Siegen ohne Gegentor gegen Viktoria Köln und beim KFC Uerdingen gleich zweimal dasselbe Fazit ziehen können: „Uns steht im Moment das Glück des Tüchtigen zur Seite und hinten haben wir einen superstarken Sven Müller“, rief Schnorrenberg ins Mikrofon des Übertragungssenders Magenta Sport.

Mit Sven Müller im Tor 15 Punkte in acht Spielen

Seit fünf Wochen und acht Spielen agiert Sven Müller beim HFC zwischen den Pfosten. Sieben Wochen hat ihm Schnorrenberg seit der Realisierung des Arbeitsvertrages bis 2022 die Zeit gegeben, um sich an seinen neuen Klub, an das Spiel seines neuen Teams und an spezielle Erwartungen und Anforderungen zu gewöhnen.

Eine kluge Entscheidung. Denn so ist Sven Müller sehr gut vorbereitet gewesen, als er dann für Kai Eisele, der eigentlich gehofft hatte, auch in seiner dritten Spielzeit beim HFC die Nr.1 zu bleiben, ins Tor gerückt ist.

Doch mit vier Siegen und drei Remis haben die Hallenser mit ihrem neuen Torwart nun 15 ihrer insgesamt 18 Punkte gesammelt. Und in den vergangenen fünf Kräftemessen in der 3. Liga ist das HFC-Team unbesiegt geblieben. Sven Müller hat nur zwei Gegentore zugelassen.

Boris Schommers gehört seit zwei Monaten zu der Gruppe der verfügbaren Trainer. Beim 1.FC Kaiserslautern hat auch er nicht verhindern können, dass die vielfältigen Schieflagen der „Roten Teufel“ auf dem Spielfeld nicht zu verbergen sind. So bleibt genügend Zeit aktuell, um ehemalige Schützlinge bei ihren Karrieresprüngen zu beobachten.

Über Sven Müller sagt er nun: „Ich freue mich sehr für Sven, dass er sich jetzt in Halle festgespielt hat. Wie er sich Spiel für Spiel stabilisiert und so eine großartige Kontinuität in seine Leistungen gebracht hat.“ Und woran er sich Boris Schommers besonders erfreuen kann im aktuellen Repertoire des Sven Müller, ist dem Umstand zu verdanken, dass die Tribünen aktuell so leer sind.

über Müllers Coaching der Vorderleute
„ Früher war Sven dabei viel zu ruhig, jetzt höre ich Svens Stimme mit klaren Kommandos.  ”
Boris Schommers

„Zu den Pflichten des Torwartspiels gehört das Coaching der Abwehrkollegen. Der Torwart muss aufpassen, dass Räume zugestellt und defensive Schlüsselpositionen besetzt sind. Früher war Sven dabei viel zu ruhig“, erinnert sich Schommers.

Doch nun stellt er jedoch klar: „Wenn ich jetzt die HFC-Spiele schaue, höre ich Svens Stimme mit klaren Kommandos. Erstaunlich, wie klar er Wachsamkeit einfordert und dabei auch mal richtig laut ist.“

Seinen Trainerkollegen und Verantwortlichen beim HFC erfreut vor allem dies: Sven Müller ist zwar am liebsten in einer leuchtend gelben Arbeitskleidung aktiv, doch für die erhofften Zugewinn an Strahlkraft zwischen Pfosten sorgt er – wie erhofft – persönlich.

Somit gilt im Hallenser Profifußball bis auf weiteres dies: Auch im Trikot mit der Nr.30 kann ein Torwart überzeugen und souverän erste Wahl sein. Und so steht Sven Müller nun für ein mutiges Votum: Für ein „Ja“ zur jungen Generation der Torhüter in der 3. Liga.

 

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