FCK: Interview mit Boris Notzon

"Behauptung, der insolvente FCK schmeißt mit Geld um sich, entspricht nicht den Tatsachen"

Autor: Christian Slotta Veröffentlicht: Dienstag, 10.11.2020 | 16:09
FCK-Sportdirektor Boris Notzon.

Seit rund drei Jahren leitet Boris Notzon die Geschicke des FCK als Sportdirektor. ©imago images/Jan Huebner

Boris Notzon, der Sportdirektor des 1. FC Kaiserslautern, spricht mit Liga-Drei.de über den schlechten Saisonstart, die finanzielle Situation und das schwierige Umfeld.

Herr Notzon, wo sehen Sie die Gründe dafür, dass der 1. FC Kaiserslautern erst am achten Spieltag den ersten Sieg einfahren konnte?

Boris Notzon: „Erstmal ist es schön, dass sich die Mannschaft für viele sehr ordentliche Spiele endlich belohnt hat. Leider hatten wir einen etwas größeren, unvermeidbaren Umbruch im Offensivbereich, eine wirtschaftliche Insolvenz und einen Trainer-Wechsel.

Wir haben gegenüber der Vorsaison mit Christian Kühlwetter, Florian Pick und Timmy Thiele die drei effektivsten Offensivspieler verloren. Es ist uns leider nicht auf Anhieb gelungen, die drei Spieler direkt zu ersetzten, obwohl wir Spieler mit viel Qualität verpflichten konnten.

Wir befinden uns mannschaftlich noch in einem Prozess und die Jungs finden sich Stück für Stück besser zusammen. Viele Verletzungsausfälle, ein entsprechendes Auftaktprogramm und späte Transfers haben ihr Übriges getan. Wir kamen nicht richtig in den Rhythmus.“

über das Saisonziel, um den Aufstieg mitzuspielen
„ Wir sind mit klaren Wünschen und Zielen in die Saison gestartet und konnten diese bis dato nicht erfüllen. ”

Der neue Trainer Jeff Saibene ist seit vier Wochen im Verein und musste seitdem sechs Pflichtspiele bestreiten. Ist es für ihn dadurch doppelt schwierig, die Mannschaft wieder auf die Erfolgsspur zu bringen?

Notzon: „Wir hatten vor dem Spiel gegen Rostock die erste richtige komplette Trainingswoche unter Jeff Saibene. Aufgrund der englischen Wochen fehlte die Zeit, um richtig mit der Mannschaft zu arbeiten. Trotzdem finde ich, dass wir in den ersten vier Spielen unter Jeff Saibene, die alle mit einem Unentschieden endeten, Stück für Stück besser wurden.

Man hatte ein gutes Gefühl, die Mannschaft würde sich bald mit einem Dreier belohnen. Das 2:3 gegen Meppen kam unerwartet und war ja so auch nicht akzeptabel, da uns Körpersprache und Zweikampfführung gefehlt haben. Daher fand der Trainer deutliche Worte. Die haben gewirkt, nun hat es nach einem guten Spiel gegen Rostock dann ja endlich auch in Zwickau geklappt.“

Der 1. FC Kaiserslautern wollte eigentlich um den Aufstieg mitspielen, befindet sich nun aber in völlig anderen Tabellensphären…

Notzon: „Wir sind mit klaren Wünschen und Zielen in die Saison gestartet und konnten diese bis dato nicht erfüllen. Saisonverläufe können sehr unterschiedlich sein. Bayern München II und Würzburg standen zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison ebenfalls in der Tabelle weit unten und belegten letztendlich den 1. und 2. Tabellenplatz.

Es ist in der 3.Liga immer möglich, eine kleine Serie zu starten. Aber darüber machen wir uns wenig Gedanken. Derzeit geht es darum, weiter so zu arbeiten und 90 Minuten auf gutem Niveau zu absolvieren – und das Woche für Woche.“

Das Thema Aufstieg ist also noch nicht abgehakt?

Notzon: „In unserer derzeitigen Situation gilt es, einfach weiter zu arbeiten und jedes Spiel mit entsprechender Konzentration und Härte anzugehen. Wenn wir über 90 Minuten geschlossen und diszipliniert auftreten, haben wir ausreichend Qualität, unsere Spiele zu gewinnen.“

über Kritik an getätigten Transfers
„ Die Behauptung, der insolvente FCK schmeißt mit Geld um sich, entspricht nicht den Tatsachen. ”

Die „Saar-Pfalz-Invest GmbH“ hat für elf Millionen Euro 33 Prozent der Vereinsanteile erworben. Planen Sie, im Winter den Kader noch einmal zu verstärken?

Notzon: „Wir sind erstmal dankbar, das hier die Zukunft des FCK gesichert wurde, und es ist unsere Verantwortung, weiter sorgsam mit den finanziellen Möglichkeiten umzugehen. Es gilt sportlich die Entwicklung bis Winter abzuwarten.

Die Neuzugänge Alex Winkler und Nicolas Sessa werden noch in das Geschehen eingreifen und wir sind überzeugt, dass uns beide helfen können. Ich würde aber gerne etwas dazu anmerken, wie unsere Kaderplanung teils in der Öffentlichkeit dargestellt wurde.“

Bitte…

Notzon: „Wir wurden dafür kritisiert, im laufenden Insolvenzverfahren Transfers getätigt zu haben. Wir haben aber tatsächlich deutlich mehr Transfereinnahmen erzielt als Ausgaben getätigt. Unser Etat ist mit dem Gläubigerausschuss abgestimmt gewesen und auf dem gleichen Niveau wie vergangene Saison.

Wir sind zurückhaltend und mit Augenmaß an die Kaderplanung herangegangen. Der Kader beinhaltet sechs Spieler weniger als in der Vorsaison. Die Behauptung, der insolvente FCK schmeißt mit Geld um sich, entspricht nicht den Tatsachen.

Es gab einige Spieler, an denen wir interessiert waren, die uns auch aus wirtschaftlichen Gründen abgesagt haben. Es gibt sechs, sieben Vereine in der 3. Liga, die Spielern höhere Gehälter zahlen können als wir und dies teilweise auch tun.“

über die Erwartungshaltung
„ Der FCK ist rein wirtschaftlich vom internationalen Fußball in Deutschland Lichtjahre entfernt. ”

Themawechsel: Wie haben Sie es aufgenommen, als FCK-Investor Flavio Becca vor einem Jahr noch von der Champions League sprach?

Notzon: „Es ist der Historie und Tradition geschuldet, dass viele Menschen den 1. FC Kaiserslautern in sportlich anderen Bereichen sehen. Mit den Erfolgen der Vergangenheit, unserem großen Stadion und den außergewöhnlichen Fans entsteht eine Erwartungshaltung.

Aber der FCK ist rein wirtschaftlich vom internationalen Fußball in Deutschland Lichtjahre entfernt. In Luxemburg landest du als Verein vielleicht schneller mal in der Euro-League-Quali (Flavio Becca stammt aus Luxemburg, Anm.d.Red.).“

Ihr Ex-Spieler Florian Pick hat im Interview mit Liga-Zwei.de über den 1. FC Kaiserslautern gesagt: „Ich persönlich glaube, dass es auf der Führungsebene noch nicht ganz passt. Man bekommt ja mit, dass sich die Verantwortlichen gegenseitig zerfetzen.“ Hat er recht?

Notzon: „Jeder sollte nach sich gucken. Auch Flo Pick. Wenn wir ihn oder auch Christian Kühlwetter aber fragen würden, wie es ihnen in Heidenheim ergeht, würden sie vermutlich sagen: ‚Gut, hier dreht es sich nur um Fußball. Hier ist mehr Ruhe im Verein und man hat das Gefühl, das alle an einem Strang ziehen‘.“

über die Außendarstellung des FCK
„ Es wird Drumherum aktuell immer besser, da viele Gespräche inzwischen intern bleiben. ”

Das hat Florian Pick tatsächlich so in dieser Art gesagt…

Notzon: „Wir hatten hier in Kaiserslautern viele Themen, die aus den wirtschaftlichen Problemen des Vereins resultierten. Diese Themen wurden teils auch nach außen getragen. Das Bild eines Vereins, bei dem alle an einem Strang ziehen, gab der FCK in den vergangenen Jahren leider nicht oft ab.

Aber Tim Heubach hatte bei Ihnen bei Liga-Drei.de es mal sehr gut beschrieben was einen Spieler beim FCK positiv wie negativ erwartet. Das damalige aus meiner Sicht ehrliche Interview aus Sicht eines Spielers war treffend (Anm.d.Red.: Zum Interview mit Tim Heubach). Aber es wird Drumherum, und ich denke, ich kann es bewerten, aktuell immer besser, da viele Gespräche inzwischen intern bleiben.“

Herr Notzon, vielen Dank für das Interview!

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