Chapeau, Sebastian Schuppan

Die besondere Leistung des 38. Spieltags

Autor: Luis Hagen Veröffentlicht: Montag, 06.07.2020 | 08:12
Sebastian Schuppan bei den Würzburger Kickers

Sebastian Schuppan (hinten) schoss die Kickers mit einem verwandelten Elfmeter zum Aufstieg. ©Imago images/foto2press

So entschlossen wie Schiedsrichter Martin Petersen aus Stuttgart das Zucken des Armes eines Hallenser Spielers nach Robert Herrmanns Flugball in den Strafraum als elfmeterwürdig zu bewerten bereit war, so überzeugend und selbstsicher ließ sich Sebastian Schuppan ein auf diesen letzten aktiven Eingriff in seiner Karriere als Fußballprofi. 

So auffallend aufrecht wie er seinen sehnigen, straffen Oberkörper stets zu präsentieren in der Lage ist, so unbeugsam, standhaft und selbstbewusst stellt er sich nun in der 93. Minute dieses Aufstiegskrimis seiner letzten Mission, in der er mit diesem finalen Strafstoß seine Würzburger Kickers in die 2. Bundesliga befördern konnte.

Doch welcher Druck in diesem Augenblick auf einen Schützen lastet, ist jetzt nicht abzulesen im Gesicht des Sebastian Schuppan. Nicht in seiner gewohnt stabilen, aufrechten Körperhaltung, die nicht einmal in dieser zerreißenden Spannung einen Zentimeter nachzugeben scheint. Nicht in seinem energischen Anlauf. Und am aller wenigsten in seinem wie immer mit seinem linken Spielbein vollzogenen finalen Schuss. 

Nervenkostüm in einer inneren Gefriertruhe aufbewahrt

Dass in solchen Momenten Fußballtore in Gedanken auf die Größe einer Streichholzschachtel reduzieren können, scheint Schuppan nicht in den Sinn zu kommen. Den Torwart noch mit einer Finte des falschen Blicks ins andere Eck gelockt, den Ball dann rechts unten perfekt platziert verwandelt. So einfach kann das aussehen, wenn ein Fußballspieler die Disziplin besitzt, sein Nervenkostüm in einer inneren Gefriertruhe aufzubewahren.

über Sebastian Schuppan
„ Letzte Aktion als Profi ein Spiegelbild seines Charakters. ”
Mitspieler Robert Herrmann

Was nach der erfolgreichen fußballerischen Exekution auf Schuppan eingefallen ist, taugt nicht für Menschen mit einer Furcht vor Platzangst. Das ist nichts für Personen, die nicht lange auf frische Atemluft verzichten können.

Denn gut anderthalb Meter hoch war die Traube ekstatisch jubelnder Würzburger Kicker nach diesem goldenen Schuss ihres Kapitäns. Ja, sie alle haben in diesem Augenblick die Gelegenheit gebraucht, um auf diese imposante Art und Weise unverblümt Danke zu sagen für eine letzte Amtshandlung ihres Leaders voller Abgeklärtheit, Coolness und Besonnenheit.

„Seine letzte Aktion als Profi ist ein Spiegelbild seines großartigen Charakters“,  sagt Würzburgs Vorlagengeber Robert Herrmann. Und er bemerkt weiter: „Ich habe noch keinen Kollegen erlebt, der für alle sichtbar so unglaublich überzeugend vorangeht und jederzeit bereit ist, besonders hart für den Erfolg zu arbeiten. Wenn der Trainer bestimmt: Heute wird drei Stunden trainiert, dann ist es Sebastian, der in jeder Übung, bei jedem Sprint und jeden Zweikampf die Vorbildfunktion übernimmt. Eine Nörgelei haben wir aus seinem Munde nie gehört. Und wenn ein Team auf einen Kapitän mit dieser Mentalität blicken kann, dann zieht jeder mit.“

Wieviel Dank Aufstiegstrainer Michael Schiele in dieser Stimmung des großen Triumphs für seinen nun nicht mehr als Profi zur Verfügung stehenden Kapitän empfunden hat, ist ebenfalls festgehalten. Nach getaner Arbeit haben sich der Chef und sein Kapitän auf dem Spielfeld mehr Zeit als üblich gelassen, um sich dankend und wertschätzend zu umarmen.

Zum fünften Male in seiner 15  Jahre langen fußballerischen Laufbahn hat Sebastian Schuppan nun also mitgeholfen, einen Ligasprung zu realisieren. Das sind insgesamt 465 Spiele mit 58 Treffern.  

Eine Herzschlag-Verantwortung wie nun in Würzburg war noch nicht dabei.

Aufstieg mit allen fünf Klubs, für die er aktiv war

Doch das sind fünf Ligasprünge mit fünf verschiedenen Klubs. Genauer: Mit allen fünf Klubs, für die er im Profifußball aktiv war. Macht alle drei Jahre ein Aufstieg.

Wir halten fest:  Zum vierten Male geht es nun mit dem Aufzug von Liga 3 in Liga 2:  Aktuell mit 34 Jahren, diesen Geburtstag feiert er in wenigen Tagen, mit den Kickers aus Würzburg. Zuvor – vor fünf Jahren mit fast 29 – glückte ihm dies bei  Arminia Bielefeld.  Mit fast  25 Jahren, das war 2011, mit Dynamo Dresden. Und als Schuppan 2009 mit dem SC Paderborn die 3. Liga per Aufstieg verließ, war er noch nicht ganz 23 Jahre alt. 

Und begonnen hat die Aufstiegskarriere des Sebastian Schuppan sogar mit dem Himmelssturm ins Fußball-Oberhaus. Das war vor 14 Jahren und somit dort, wo seine fußballerischen Wurzeln fixiert sind. Denn wer in einem Lausitzer Elternhaus mit hoher Fußballkompetenz  und obendrein nebenan in Senftenberg aufwächst, der hat seine Karriere naturgemäß bei Energie Cottbus auf den Weg gebracht. 

In einer intakten Sportschule war der Spagat zwischen Kopfarbeit und Leistungssport keine Utopie: Sebastian Schuppan machte sein Abitur und wurde parallel zum Fußballprofi ausgebildet. Schon seit 2004, mit 18 Jahren, war er im Trainingskader der Profis aktiv und ein Jahr später schaffte Schuppan den Sprung in die erste Elf von Energie.

über Sebastian Schuppan
„ Sebastian wirkte schon in Cottbus reifer als die anderen Talente in seinem Alter. ”
Petrik Sander

Der damalige Cottbusser Trainer Petrik Sander erinnert sich gern an seinen Youngster und erklärt im Gespräch mit Liga-Drei.de dies so: „Unabhängig von seinen fußballerischen Qualitäten, wie ein überragender linker Fuß, wie ein sauberes Pass- und Flugballspiel, wie seine griffige Zweikampf-Mentalität, war Sebastian von Beginn an ein sehr erwachsen auftretender junger Spieler. Er wirkte schon in Cottbus reifer als die anderen Talente in seinem Alter.“

Petrik Sander ist bereit, noch tiefer ins Details zu gehen, und sagt weiter: „Auffällig ist bei Sebastian immer schon gewesen, mit wieviel Intelligenz, Vernunft und Empathie er schon frühzeitig interessiert an viel mehr war, als nur an dem, was einen Spieler gemeinhin beschäftigt. Dass er jetzt zum Abschluss in Würzburg ein brillanter Kapitän gewesen ist, überrascht mich, bei seiner damaligen Neugier auf das große Ganze, überhaupt nicht.“

Beim DSC Arminia  war schon damals Fabian Klos auf dem Weg zur Nr.1 im Bielefelder Fußball. Doch Sebastian Schuppan gehörte auch dort schon  zu den Führungskräften. Norbert Meier hat Schuppan 76 Mal in seine Startelf nominiert und findet auch im Mittelteil der Schuppan-Karriere nicht ein einziges Haar in der Suppe. Nebenbei berichtet Meier in der Charakterisierung seines damaligen Schützlings, wie der Aufstiegskönig unter Fußballern gerufen wird.

„Schuppi“, sagt Meier, Schuppi ist ein Vollprofi, mehr noch: Ein Musterprofi. Als Mensch immer klar, total sauber und immens verlässlich. Als Fußballer komplett dasselbe und dazu mit einer großen Vielseitigkeit auf dem Spielfeld aktiv. Bei mir in Bielefeld hatte er seinen Stammplatz noch auf der Position Linksverteidigers. Doch egal, wo er sich gerade aufhielt: Er hatte immer Lösungen, war sicher im Kombinieren und erzielte so manches wichtige Tor. Meist dank seiner Kopfballstärke“,  berichtet Meier gegenüber Liga-Drei.de.

Als die „Rundschau“ des Bayrischen Fernsehens einen Kickers-Fan mit hoher Sachkompetenz inmitten des Würzburger den Corona-Regeln angepassten Freudenfestes live interviewte, sagte der auf die Frage, was denn nun dringend passieren müsse vor dem Start in die 2. Bundesliga: „Jetzt müssen neue Verträge gemacht werden: „Mit unserem wunderbaren Trainer Michael Schiele und mit Leistungsträgern wie Kaufmann und Herrmann.“

Neue Aufgabe für Schuppan bei den Kickers in Arbeit

Am liebsten, dies war in diesem Auftritt zu spüren, hätte er auch noch einmal den Namen Schuppan genannt. Doch wenn die Beschreibungen heutiger und früherer Weggefährten zutreffend sind, dann ist da nichts mehr zu machen. Wenn Schuppan eine solche Entscheidung trifft und verkündet, dann steht sie fest.  

Immerhin wissen die Taktgeber für das künftige Wohl des Würzburger Fußballs nicht erst seit dem finalen Aufstiegstreffer, was sie an Sebastian Schuppan verlieren, wenn sie ihn nicht weiter nutzen würden für ihren Verein. Eine entsprechende Aufgabe soll alsbald gefunden werden. Passt vortrefflich, denn dieser fünfte, dieser letzte Aufstieg in seiner Karriere, steht im Einklang mit dem persönlichen Glück des Sebastian Schuppan. Denn seine Ehefrau,  eine Eroberung aus Paderborner Fußball-Tagen, das  gemeinsame Töchterchen und er selbst fühlen sich längst heimisch im unterfränkischen Würzburg.  

Erst recht seit diesem Elfer. Dieser Schuss ist mehr als der Siegtreffer in einem Fußballspiel. Er ist die Krönung in der Biografie des Sebastian Schuppan sowie ein unvergängliches Highlight in der Fußballgeschichte Würzburgs.

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